Mein erster Tag in Australien

Nach 11h Flug von Frankfurt nach Bangkok, 6h Aufenthalt in Thailands Hauptstadt und weiteren 8h Flug nach Sydney komme ich endlich an meinem Endziel an. Glücklicherweise konnte ich während der beiden Flüge ein wenig schlafen, wenigstens 3-4h pro Flug. Ich bin also nicht total fertig, als ich in Sydney ankomme…

Die Migrations lasse ich locker hinter mir, ich habe mir ja vorher ein elektronisches Visum besorgt. Endlich bekomme ich das Visum auch ausgedruckt, in meinen Pass.
Ich gehe am Zoll vorbei. Nothing to declare. Rein in die Ankunftshalle des Kingsford Smith International Airport . Als erstes brauche ich Australische Dollar, ich muss ja irgendwie in die Stadt kommen. Mein Vater hat mir vor dem Abflug 50 US-Dollar mitgegeben, die tausche ich jetzt ein gegen Aussie-Dollar. Der Kurs ist nicht sonderlich gut und ich muss auch noch 8 AUS$ Kommission bezahlen. Das stört mich in dem Moment allerdings recht wenig. Ich bekomme 58 AUS$.

Als nächstes verlasse ich das Flughafen-Gebäude. Obwohl es erst kurz vor 7h morgens ist, ist es angenehm warm. Bestimmt 22° C. Die Sonne scheint kräftig, der Himmel ist komplett blau. Ich fahre mit dem Shuttle-Bus vom Flughafen ins Stadtzentrum. Für 10 $ werde ich bis zur Busstation Town Hall/ Druitt Street gebracht. Der Fahrer des Shuttle-Bus hält mich für einen Südamerikaner. “I can tell that from your accent,” meint er und bietet mir an, mich für weitere 10$ bis zum Hostel zu fahren. Ich lehne ab, da der reguläre Bus bestimmt billiger ist, obwohl ich zwei schwere Taschen (insgesamt 26 Kg) trage. Von dort, wo mich der Shuttle-Busfahrer absetzt muss ich ca. 500 Meter gehen, zur nächsten Busstation um die Ecke. No problem so far. Der Bus kommt. “Are you going to Darling Street?” ist meine Frage an den Busfahrer. “Yes. 2,80$”, seine Antwort. Leider sagt er mir nicht bescheid als wir an der Station vorbeifahren (die Stationen werden in Sydneys Bussen werde angezeigt, noch angesagt), und ich hätte fast samt Gepäck die gesamte Iron Cove Brücke zurückgehen müssen.

Der Busfahrer auf der Gegenseite hatte zum Glück Nachsicht und ich musste nicht nochmal die Gebühr für den Bus bezahlen. In Sydney zahlt man pro Verkehrsmittel, das man nutzt und nicht für Zeit oder zurückgelegte Strecke.

Mittlerweile ist es fast 9h. Ich bin trotz der Strapazen gut gelaunt und auf das Backpackers Hostel gespannt. Balmain Backpackers liegt genau an der Kreuzung Victoria Road/ Darling Street im Stadtteil Balmain.

Das Hostel ist weder besonders sauber, noch besonders ruhig- es liegt ja direkt an einer von Sydneys Hauptverkehrsadern und die Bewohner sind gewiss keine Stubenhocker. Obwohl ich ein paar Tage vorm Abflug eine Reservierungs-Email geschrieben habe und sogar ein Auto-Reply “Thanks for your registration. We’re looking forward to meeting you.” kam- man hat im Hostel nicht mit mir gerechnet. Enza, ich kann nicht genau sagen, ob sie Anfang 40 oder schon Mitte 50 ist, zeigt mir das Hostel. Sie ist die Managerin und weiß bescheid. Die Namen aller Leute, die im Hostel hausen kennt sie sofort, dass man bezahlt hat, vergisst sie gern auch mal; Quittungen gibts trotzdem nicht. Egal- ich nehme ein Einzelzimmer, was zwar teuer aber Angesichts der Tatsache, dass ich all mein Hab und Gut fürs nächste Halbe Jahr dabei habe, ok ist. Für 180$/Woche gibts ein “Einzelzimmer” (= Zimmer mit drei Betten, in denen aber niemand ausser mir einquartiert wird). Für 140$/Woche gibts ein Doppelzimmer, für 120$/Woche kann man sein Zimmer mit 7 anderen Leuten teilen. Da ich quasi unerwartet ankomme, liegt Carl aus Iland (wer weiß, wo dieses Land liegt?) noch in dem Bett, was meins werden soll. Wenig später ist mein Zimmer dann frei, ich kann endlich erstmal durchatmen. Und duschen. Nach ca. 30 Stunden unterwegs in den selben Klamotten ist eine Dusche doch was ganz besonderes, vor allem wenn einem dabei bewusst wird, dass man auf einmal auf der anderen Seite der Erde ist. :)

Nach der Dusche ist es fast 11:30h. Ich gehe in die Küche-SLASH-Wohnzimmer des Hostels und frage, ob ich mein Rad leihen kann. Enza erzählt etwas davon, dass Kim und Jim (wer ist das???) Räder aus Endland mitgebracht haben, die “each nine-hundred pound stearling” gekostet haben sollen. Irgendjemand erzählt, dass gleich um die Ecke des Hostels ein kleiner Flohmarkt ist. Jim (der eigentlich James heißt) bietet an, mich zum Flohmarkt zu begleiten. Jim, 56 Jahre aus London (und angehender Buchautor, sagt er) ist mit seiner Freundin Kim seit einer Woche in Sydney und arbeitet in einer Hängematten-Fabrik. Er verpackt Hängematten für 17$ die Stunde. Auf dem Flohmarkt gibt es ein Rad für 40 $. Allerdings funktionieren die Bremsen nicht und “it shifts gears automatically while riding”. Außerdem hat das Rad eine Kette mit zwei Schlössern um den Hals gewicklt, zu denen es keine Schlüssel mehr gibt. Der Händler will es mir sofort für 35$ verkaufen. Ich schaue mich erstmal weiter um, finde aber sonst nichts. Da ich mir noch nicht sicher bin, ob ich das Rad nicht doch kaufen soll, gehe ich erstmal zur ATM machine und habe 200 $ ab. Schliesslich muss ich das Zimmer ja noch bezahlen. Außerdem gehe ich in ein Elektro(fach)geschäft und kaufe einen Rest der Welt -> Australien-Stromadapter. Hier höre ich übrigens zum ersten mal den Satz “How are you today?”, den ich noch öters hören werde.

Ich gehe kurz zurück zum Hostel, zahle Enza die 180$ fürs Zimmer. Ich bekomme eine Müdigkeits-Attake, kann aber Mittags um 13h nicht einfach schlafen gehen, damit ich das Jetlag möglichst schnell überwinden kann. Also gehe ich nochmal über den Flohmarkt, schaue mir das rad nochmal an, kaufe es wieder nicht und kaufe mir eine Frühlingsrolle. Es gibt auch Essensstände auf dem Flohmarktgelände, was eigentlich eine Grundschule ist und jeden Samstag und Sonntag für Flohmärkte genutzt wird. Dannach laufe ich ein bischen durch Balmain, die Darling Street entlang. Ich laufe am Woolwoths-Supermarkt vorbei und sehe auf der rechten Seite einen kleinen Park. Ich gehe nochmal ein Stück zurück kaufe mir für 47$ den Lonely Planet “Australien” (dafür muss ich nochmal Geld abheben) und gehe in den Park. Dort sehe ich dann die ersten Aussies in ihrem natural habitat, bei dem, was sie “Bowling” nennen. Ich sehe jedenfalls ein Schild, auf dem “Visitors Welcome” steht; also gehe ich Näher ran. Das australische Bowling ist eine Mischung aus dem französischen “Boule” und Curling. Eine kleine weiße Kugel wird auf einer ca. 30 Meter langen Bahn ausgesetzt und die Spieler versuchen, möglichst Nah an die Kugel ranzukommen. Dabei dürfen sie die gegnerischen Kugeln treffen und aus dem Weg schießen. Neben dem Spiel gehen die Aussies ihren anderen Lieblingsaktivitäten nach: Bier trinken, Grillen und Wetten. Ich liebe dieses Land! Auch ich genehmige mir ein Bier, “Toheeys New”, und schaue dem Treiben eine Weile lang zu. Dann merke ich, wie sehr die Sonne brennt und beschließe weiterzugehen, weil ich keine Sonnencreme dabei habe. Ich gehe am Wasser entlang zurück Richtung Hostel und lege eine kleine Pause am Anleger [NAME Warf] mit Blick auf die Harbour Bridge ein. Ich bin in Sydney, Australien. Unglaublich.

Als die Sonne gegen 18h untergeht, bin ich wieder zurück im Hostel. Ich will nicht sofort schlafen gehen (richtig, wegen des Jetlags) und schaue mir auf dem Laptop noch den Film “der Patriot” an. Dann endlich gegen 21h geht ein langer, erster, aufregender, toller, anstrengender Tag in Sydney zu ende.

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