Meine Zeit in Sydney neigt sich so langsam dem Ende zu. Dies hat hauptsächlich damit zu tun, dass mein Praktikum beim Radiosender 2RRR am vergangenen Freitag ausgelaufen ist und ich somit meine “offizielle” Pflicht für den Australien-Aufenthalt erfüllt habe. Ursprünglich wollte ich ja nur zwei Monate Praktikum machen; mittlerweile sind es doch fast drei Monate geworden. Jetzt freue ich mich aber auf den inoffiziellen Teil: meine Reise durch diesen riesigen Kontinent.

Bevor ich Sydney verlasse, gibt es allerdings noch einige Dinge zu erledigen. Ich habe sogar eine Liste mit Dingen angefertigt, die ich noch erleben möchte. Da ich allerdings nicht genau weiß, an welchem Tag ich Sydney verlassen werde, habe ich vergangene Woche schon einige Punkte auf der Liste “abgearbeitet”.
Einer dieser Punkte war zum Beispiel der Taronga Zoo. Der Zoo liegt auf Sydneys North Shore, man muss also den Parramatta River überqueren, um dorthin zu kommen. Da ich bis zu dem Zeitpunkt noch nicht über die Harbour Bridge gefahren war, konnte ich also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die weltbekannte Harbour Bridge verbindet den Central Business District (CBD), also Sydneys Zentrum, mit der North Shore. Die Brücke ist einfach riesig und man muss sie unbedingt einmal überquert haben, bevor man Sydney verlässt.

Auch wenn der Taronga Zoo kein besonders spektakulärer Zoo ist- so war es dennoch toll, einen Tag dort zu verbringen. Ein Besuch im Zoo ist ja immer etwas besonderes. In der Sektion “Wild Australia” habe ich endlich mal lebende Cangoroos und Koalas gesehen. [Bisher hatte ich Cangoroo-Fleisch nur in der Tiefkühl-Abteilung des Supermarktes gesehen. ;-)] Es sind einfach tolle Tiere und ich hoffe, dass ich sie bald mal in freier Wildbahn sehen kann. Außerdem gab es im Zoo ein nagelneues Elephanten-Gehege zu bestaunen. Auch andere Tiere aus Afrika, wie Giraffen und Löwen gibt’s zu sehen. Wer mindestens fünf Stunden Zeit hat und 33$ (ermäßigt: 22$) berappen kann, sollte sich den Zoo nicht entgehen lassen.

Der blaue Planet- ein Auslaufmodell?
Der Besuch im Zoo hat mich auf jeden Fall daran erinnert, dass unser Planet Erde sehr
schützenswert ist. Allein in den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der in freier Wildbahn lebenden Löwen von über 200.000 auf 20.000 Individuen geschrumpft. Wenn ich solche Zahlen sehe, muss ich immer daran denken, wie ressourcenfressend unser Lebensstil eigentlich ist. Doch anstatt zu resignieren, motivieren mich solche Zahlen auch dazu, für einem massentauglichen und NACHHALTIGEN Lebensstil zu kämpfen. Die Vorstellung, dass wir Menschen durch unseren Lebensstil den Lebensraum der Tiere so drastisch einengen, ist sehr beängstigend. [Wie nachhaltig ist dein Lebensstil? Hier kannst du deinen "ökologischen Fußabdruck" berechnen.]
Speziell die Meere sind von unserem rücksichtslosen Lebensstil bedroht. Gerade das Great Barrier Reef im nordosten Australiens ist sehr stark von der Umweltverschmutzung bedroht. [Siehe FAZ-Artikel: Weniger Schildkröten und Seekühe am Great Barrier Reef] Ich will diesen weltweit größten Korallenkomplex vor der Küste Queenslands unbeding noch in seiner natürlichen Schönheit erleben können- und hoffe, dass dieser Anblick auch den kommenden Generationen ermöglicht bleibt.

Den besten Eindruck vom Barrier Reef bekommt man natürlich, wenn man vor Ort tauchen geht. Und weil ich mir so eine einzigartige Unterwasser-Erfahrung nicht entgehen lassen will, habe ich mich nächste Woche für einen Tauchkurs angemeldet. Für 290$ alles inclusive werde ich innerhalb von vier Tagen den “PADI Openwater”-Tauchschein machen. Wenn ich dann endlich meine Reise antreten kann, bin ich bestens gerüstet, um das Barrier Reef von der Nähe aus betrachten zu können.

Praktikums-Bilanz
Außerdem war am vergangenen Freitag mein letzter offizieller Tag als Praktikant bei 2RRR. Ich habe die Arbeit an meinem Projekt abgeschlossen und die Ergebnisse an meine Arbeitsgruppe übergeben. In den vergangenen Wochen habe ich also erfolgreich an der Neugestaltung des “on air sounds” von 2RRR mitgewirkt. Ich habe während meiner Zeit als Praktikant (gemeinsam mit anderen Freiwilligen) also zunächst einen “style guide” entworfen, der Vorschläge für den zukünftigen “overall sound” enthalten hat. Dann habe ich die unterschiedlichen Sprecher aus dem 2RRR-Pool ausgewählt und mit ihnen die Texte im Studio aufgenommen. Als letztes habe ich diese Studio-Aufnahmen am PC bearbeitet, sprich Soundeffects und Musik hinzugefügt. Dieser Prozess ist für mich nun offiziell abgeschlossen. Bis der endgültige “overall sound” steht, die Station also in einem neuen Klang erstrahlt, wird es allerdings noch ein paar Wochen dauern. Ich werde auch in der nächsten Woche noch an einigen Jingles und Station IDs arbeiten- dies ist aber eher Spielerei, als Teil des Projekts.

Insgesamt bin ich mit der Zeit bei 2RRR sehr zufrieden. Ich habe zwar nicht unbedingt meine journalistischen Fähigkeiten ausbauen können, weil ich hier eher als “Techniker”, denn als “Journalist” gearbeitet habe. Davon mal abgesehen bin ich davon überzeugt, dass man eh nur durch jahrelange Erfahrung und Routine seine journalistischen Fähigkeiten ausbauen kann- ich habe also noch ein wenig Zeit.

Dennoch habe ich einen guten Einblick in den “Australian way of making radio” gewonnen und mich mit dem Mediensystem Australiens auseinandergesetzt. Und: ich hatte die Möglichkeit, mich näher mit der Radio-Hardware zu beschäftigen- kann ein Selbstfahrer-Radiostudio nun alleine bedienen. Insgesamt bin ich also bestens für eine Zukunft als Radiojournalist gerüstet… ;-)

3 Responses to “Gehen, wenn’s am Schönsten ist”

  1. on 21 Dez 2006 at 01:13Werner Jochum

    Hi Yannick,

    Ich habe einen ökolog. Fußabdruck von 4,65, also knapp unter dem Durchschnitt von 4,70. Man bräuchte 2,4 Erden, wenn alle so lebten wie ich. Ich hätte schon erwartet, dass ich ein besseres Ergebnis bekäme, dafür dass ich fast täglich mit dem Rad zur Arbeit fahre, wenig Strom und Heizenergie einsetze etc. Enttäuschend, aber interessant…

    Viel Spaß beim Tauchen, aber ich denke, wir sprechen uns noch, bevor Du abreist.

    Papa

  2. on 22 Dez 2006 at 09:46Marten

    War vor kurzem im Leipziger Zoo. Mir gings da ähnlich wie dir. Ich fands erschreckend wie sehr sich Mensch und Tier entfremdet haben. Schon mein eigenes Gefühl von Erstaunen und Faszination haben dazu beigetragen. Ob wir irgendwann einen großteil der Tierarten nur noch künstlich konserviert in Zoos betrachten können?

  3. on 31 Dez 2006 at 21:30Ulli & Michael aus Kriftel

    Hi Yannick,

    Ich habe auch einen ökolog. Fußabdruck von 4,65, also knapp unter dem Durchschnitt. Ich hätte schon erwartet, dass ich ein besseres Ergebnis bekäme, aber dafür, dass ich nie mit dem Rad zur Arbeit fahre, normal Strom und Heizenergie einsetze etc. Interessant…

    Weißt Du, ich beneide Dich um Deine Zeit jetzt! Mir ging es in Deinem Alter genauso: Die Welt ist Dein! Nimm sie Dir und mach Sie Dir Untertan.
    Und wenn Du dann mal in meinem Alter bist, wirst Du froh um die ganzen Erinnerungen sein. Ulli & ich haben heute grad mal wieder Fotos aus vergangenen Tagen angesehen: 1992 in Sidney, Melbourne, Byron Bay, Darwin und Kakadu Nationalpark. Eine “geile” Zeit war das…
    Viel Glück auf Deinen Wegen!
    Michael